Reiseziel: Vogelerlebnis

Tourismus und Vogelschutz im Einklang

Wie weit reise ich für eine seltene Vogelart? Wie halte ich meinen ökologischen Fußabdruck gering, wenn ich etwas von der Welt sehen, unbekannte Vogelarten entdecken und fremde Natur erkunden will? Fragen, auf die George Armistead in seinem Beruf Antworten findet. Die Auswirkungen des Klimawandels bekommt George in seiner Heimatregion Philadelphia und den Mittelatlantikstaaten direkt vor Augen geführt. Seit der Wasserspiegel angestiegen ist, verkaufen viele Bauern ihr Land, da die übersalzten Böden keinen Ertrag mehr bringen.

George ist Chief Network Officer für Rockjumper, einer der weltweit größten Anbieter für Vogelbeobachtungsreisen. Selbst begleitet George nur noch zwei bis drei Touren im Jahr. Sein Fokus und sein persönliches Hauptanliegen sind Rockjumpers Naturschutzarbeit und deren Partnerschaften. Alle Tour Guides des Unternehmens sind Vogelbeobachter von klein auf, da ist der Vogelschutz nicht nur eine Frage des natürlichen Interesses zum Erhalt der Geschäftsgrundlage sondern eine Herzensangelegenheit.

VÖGEL UND BIODIVERSITÄT ZU SCHÜTZEN UND ZU FEIERN, ZÄHLT ROCKJUMPER ZU SEINEN ZENTRALEN WERTEN.

Von jeder Anmeldung zu einer Tour führt Rockjumper mindestens 50 US-Dollar ihres Gewinns an den Fonds ab. George betreut diesen Fonds, vermarktet Rockjumpers Anliegen zum Vogelschutz und findet die Partner vor Ort, die von den Geldern profitieren. Im Jahr 2018 kamen auf diese Weise 292.2999 USD an Geldern zusammen, die Rockjumper in Aktivitäten wie das Monitoring von Vögeln, in wissenschaftliche Arbeiten sowie handfeste Habitatschutzmaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit zum Vogelschutz vor Ort investierte.

Partner im Vogel- und Naturschutz für Rockjumper sind in erster Linie BirdLife International sowie deren nationale Organisationen wie beispielsweise die amerikanische Naturschutzorganisation Audubon, die American Birding Association insbesondere mit ihrem Jugendprogramm, die ornithologische Gesellschaft im Mittleren Osten sowie einige kleinere Initiativen.

All diese Partner betreut George mit seinem Team. Regelmäßig organisiert er zudem mit den Organisationen Reisen und Events, um die Freude an der Vogelbeoachtung zu feiern und Gelder für bestimmte Vogelschutzprogramme zu sammeln.

Mit neun Jahren kam George zur Vogelbeobachtung. Sein Vater war damals der erste Redakteur für Buchbesprechungen im Magazin der American Birding Association (ABA) und ein „Hardcore Birder“ wie George es beschreibt. George hält der Organisation selbst die Treue, zwischendurch war er sogar für fünf Jahre fest bei der ABA für Events angestellt.

DIE MISSION DER ORGANISATION IST SEIN LEBENSMOTTO: „UNSER ZIEL IST ES, ALLE MENSCHEN ZU INSPIRIEREN, WILDLEBENDE VÖGEL ZU GENIESSEN UND ZU SCHÜTZEN.

An sich wollte George nach seinem Studium in Pennsylvania in die Umweltberatung gehen. Jedoch zog es ihn immer wieder zu Aufgaben hin, bei denen er draußen Menschen die Natur näher brachte. Selbst wenn sein Job heute in erster Linie im Büro am Computer stattfindet, indem er Organisationen vernetzt, Vogelschutzprojekte auftut und Ökotourismusreisen entwirft, findet er: „Es ist der herausforderndste, aber gleichzeitig der schönste Job, den ich je hatte. Die Welt ist unser Büro.“

Nicht nur die Ziele ihrer Reisen sind auf der ganzen Welt verteilt, sondern auch die Rockjumper-Mitarbeitenden. Die Zentrale ist in Südafrika, aber die Tour Guides kommen aus Afrika, Asien, USA und Europa. In jedem kleinen Radius kann man sich die Welt heute nach Hause holen. So schließt sich George täglich mit den Kollegen aus Südafrika, Europa und anderen Teilen der USA in Online-Meetings kurz.

Da unter Umständen viel Persönliches auf der Strecke bleibt, wenn man sich nicht direkt begegnet, starten sie ihre Sitzungen immer mit positiven Nachrichten, was jeder erlebt hat. George berichtet dann gerne über seine persönlichen Vogelerlebnisse in Philadelphia oder wie sich seine favorisierte Football-Mannschaft geschlagen hat. Hin und wieder bringen diese beiden Leidenschaften George in einen echten Konflikt. So erfuhr er im letzten Jahr von Freunden, dass eine Weißflügel-Seeschwalbe im „Heinz National Wildlife Refuge“ in Philadelphia aufgetaucht sei.

Just an dem Abend hatte ihn ein Freund zu einem Eagles Football-Spiel eingeladen. Da die Karten schwer zu bekommen waren, wollte er dem Freund unter keinen Umständen absagen. Dennoch beschäftigte ihn die Seeschwalbe das ganze Spiel. Also fuhr er direkt nach dem Spiel los und entdeckte die Weißflügel-Seeschwalbe noch in den letzten Minuten vor dem Sonnenuntergang. George liebt die kleinen Ausflüge in seiner Gegend, vor kurzem kamen ihm die ersten Kanadakraniche in der Gegend vor die Optik.

ER BESCHREIBT, DASS ER DIE KURZEN TOUREN GERADEZU BRAUCHT, DAMIT ALLE HARMONISCH MIT IHM ZUSAMMENLEBEN KÖNNEN. SIE GARANTIEREN SEINE GUTE LAUNE.

Ausreichende Grünflächen auch im weiteren Stadtgebiet sind für ihn ein entscheidender Gesundheitsaspekt für alle. Vögel sind zudem die Tiere, die in seinen Augen gerade für die Stadtbewohner am nächsten und leichtesten als Verbindung zur Natur zu erreichen sind. Daher setzt er all seine Energie für ihren Schutz ein.

Selbst wenn George die Arbeit für den Vogelschutz, mit den Partnern und seine lokalen Touren schon als total ausfüllend empfindet, freut er sich auf die gelegentlichen Reisen, die er selbst betreut, insbesondere die Antarktis Charter Tour mit Vogelschutz im Fokus. Im letzten Jahr zählten die Rockjumper Tour Guides insgesamt 8.064 Vogelarten, die sie gemeinsam mit den Gruppen überall auf der Welt gesehen haben. Seit vielen Jahren arbeitet Rockjumper mit ZEISS zusammen, um die besten Optiken bei den Touren dabei zu haben.

Dennoch geht es nicht alleine um Vögel, Säugetiere und den besten Durchblick bei den Reisen. Gutes Essen und eine positive Stimmung in der Gruppe sind entscheidend. George sagt von sich selbst, dass er sich wie ein jähzorniges Kind benimmt, wenn er zu lange nichts zu essen bekommt. Daher sorgt er auf jeder Tour für ausreichend Essen. Für ihn gibt es nichts Schöneres, als bei leckerem Essen und Trinken gemeinsam mit einer Gruppe die Erlebnisse und Sichtungen des Tages zu feiern.

Wer drei Wochen eine Reisegruppe führt, braucht Charisma, Energie und eine gute Planung. Mal ist der Tour Guide derjenige, der die Party aufräumt, mal Psychologe, hin und wieder Schäfer und manchmal hat er die Rolle eines Fußballtrainers. Der Tour Guide muss fühlen, wie viel die Gruppe noch packt, wie man Frust in positive Energie umwandelt, wenn das Wetter nicht mitspielt, und wie man souverän kurzfristig auftauchende organisatorische Probleme an abgelegenen Orten löst. Während die Vögel zuverlässig ihre Wirkung auf die Reisegruppe ausüben. Auf sie ist Verlass ohne organisatorischen Aufwand, solange wir alle dafür sorgen, ihre Habitate zu erhalten.

WEITERE INFORMATIONEN

Rockjumper Webseite

Mehr über George

VERWANDTE NATURE BLOG BEITRÄGE

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Mysteriöse Eulen und junge Vogelbeobachter

Champions of the Flyway 2019

Anhaltende Probleme für Geier und Adler

Die Veranstaltung Champions of the Flyway ist inzwischen fast schon zur Tradition geworden. 2014 aus der Taufe gehoben, um das Birdwatching zu fördern und gleichzeitig Gelder für den Vogelschutz bereitzustellen, treffen sich seither alljährlich im März Birdwatcher aus aller Welt im Süden Israels, um sich einem 24-stündigen Birdwatching-Marathon zu stellen, bei dem es darum geht, möglichst viele Vogelarten zu registrieren und das gemeinschaftliche Beobachten zu pflegen. Die Zeit dafür im Frühjahr ist günstig, ziehen doch bereits viele Vogelarten auf dem Weg in ihre nördlichen Brutgebiete über den Sinai und rasten teilweise in günstigen Grünstreifen und Wasserstellen entlang der Wüste. In Israel sind sie dabei vor menschlichen Nachstellungen sicher.

Leider lauern aber auch hier Hauskatzen in den Stadtparks von Eilat auf die vom Wüstenüberflug völlig erschöpften Vögel und töten viele davon. Noch schlimmer ergeht es den Zugvögeln in einigen benachbarten Ländern am Mittelmeer, wo sie massenhaft in Netzen gefangen und zu Tode gequält oder zum Spaß vom Himmel geschossen werden.

Gegen dieses Abschlachten wendet sich die international ausgerichtete Veranstaltung und hat in den vergangenen 5 Jahren insgesamt 350.000 USD an Fördermitteln gesammelt, die direkt zur Aufklärung der örtlichen Bevölkerung in Serbien, Zypern, Griechenland und der Türkei eingesetzt wurden.

WÄHREND BISLANG DIE MASSAKER AN DEN ZUGVÖGELN ÜBERWIEGEND IM MEDITERRANEN BEREICH ADRESSIERT WURDEN, GALT DIE AUFMERKSAMKEIT DIESES JAHR DEN GEIERN IN AFRIKA.

Diese sind inzwischen hochgradig gefährdet, denn sie erwartet dasselbe Schicksal, dem bereits fast die gesamte Geierpopulation in Indien zum Opfer fiel: Die Massenvergiftung durch medikamentenverseuchte Nahrungstiere.

Das bei Mensch und Rind schmerzlindernde und entzündungshemmende Diclofenac ist hochtoxisch für Vögel und rafft alle Greifvögel dahin, die auf das Fressen von kontaminierten Kadavern angewiesen sind. Dabei haben die Geier in den betreffenden Ländern eine wichtige Funktion als Gesundheitspolizei.

Nach den Geiern in Indien ist nun die  gesamte in Asien überwinternde Population des Steppenadlers an der Reihe und Experten gehen davon aus, dass alle in Asien überwinternden Steppenadler bereits in den nächsten Jahren vollständig ausgerottet sind, wenn nicht schleunigst geeignete Gegenmaßnahmen seitens der Regierung vornehmlich in Indien, aber auch in Pakistan in die Wege geleitet werden. Auch im afrikanischen Rift Valley ist die Situation für die Geier nicht ansatzweise besser. Deshalb ging ein von Nabu und Zeiss aus Deutschland gesponsertes Team von BirdLife Kenia in Israel an den Start.

Der von allen gemeinsam gesammelte Betrag von 80.000 USD wird direkt dafür verwendet, Vergiftungen von Geiern in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden gezielt zu unterbinden und umfassende Aufklärung in der Bevölkerung vor Ort zu betreiben.

Bemerkenswert war der Ausgang des Birdrace, wobei es ganz besonders erfreulich war, dass die Sieger in diesem Jahr keine erfahrenen Senioren unter den Vogelbeobachtern waren, sondern das Jugendteam „Spectacled“, deren Energie und Beharrlichkeit schließlich zum Erfolg geführt hat.

MIT 173 VOGELARTEN INNERHALB EINES TAGES WURDEN ETWAS WENIGER VÖGEL BEOBACHTET ALS IN DEN JAHREN ZUVOR, WAS AUCH AUF DEN DRASTISCHEN RÜCKGANG IN UNSERER VOGELWELT HINWEISEN KÖNNTE.

Auch seltene Arten waren dieses Jahr rar.

Bei den Birdwatchern besonders gefragt war jedoch der Schopfwespenbussard, welcher fast täglich über dem Veranstaltungsmittelpunkt, dem IBRCE (International Bird Ringing Center Eilat) erschien und von allen teilweise stundenlang geduldig wartenden Birdwatchern schließlich auch beim Überflug gesehen werden konnte.

Der Vogel ist erst seit wenigen Jahren Wintergast in Eilat und stammt nicht wie der Wespenbussard aus Europa, sondern aus Asien. Die örtlichen Ornithologen vermuten, dass die Vögel den hier eingewanderten asiatischen Bienen gefolgt sind und sich zumindest teilweise von diesen ernähren.

Auch seltene Arten waren dieses Jahr rar.

Bei den Birdwatchern besonders gefragt war jedoch der Schopfwespenbussard, welcher fast täglich über dem Veranstaltungsmittelpunkt, dem IBRCE (International Bird Ringing Center Eilat) erschien und von allen teilweise stundenlang geduldig wartenden Birdwatchern schließlich auch beim Überflug gesehen werden konnte.

Der Vogel ist erst seit wenigen Jahren Wintergast in Eilat und stammt nicht wie der Wespenbussard aus Europa, sondern aus Asien. Die örtlichen Ornithologen vermuten, dass die Vögel den hier eingewanderten asiatischen Bienen gefolgt sind und sich zumindest teilweise von diesen ernähren.

Wochenlang zeigte sich ein Kleines Sumpfhuhn aus nächster Nähe vor einem der Beobachtungsstände. Gelegentlich rüttelte der altbekannte Graufischer über der für die Vögel eingerichteten Wasserfläche und Zwergdommeln bewegten sich schleichend durch das Schilf.  Bis zu 80 Rotflügel-Brachschwalben versammelten sich auf dem angrenzenden Damm, vor dem 13 Odinshühnchen in gewohnter Eifrigkeit nach Nahrung suchten. Auch der um Eilat allgegenwärtige Spornkiebitz zählt zu den Arten, die man in Deutschland nicht alle Tage zu Gesicht bekommt.

WEITERE INFORMATIONEN

Champions of the Flyway – Der Wettbewerb 2018

Champions of the Flyway – Webseite