Im Gespräch mit ZEISS Expert:innen über Algorithmen, Datenschutz und die Zukunft der Jagd.
Künstliche Intelligenz ist längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern erhält mittlerweile Einzug in unser aller Alltag. Ob ChatGPT, Sprachassistenzsystem oder nun auch mitten im Wald.
Wildkameras, wie die jüngst vorgestellten ZEISS Secacam 5 & 7 haben sich mittlerweile zum unverzichtbaren Jagdequipment entwickelt. Sie eröffnen einen bisher nie dagewesenen Einblick in die Lebensräume und Populationen von Wildtieren und ermöglichen damit eine effiziente Überwachung der Jagdreviere. Doch eine Funktion sticht dabei besonders hervor: die ZEISS KI-Tiererkennung.
Im Gespräch mit Benedikt Hartmann (Head of Innovation und Leiter des Projekts), Dr. Dennis Thom (Machine Learning Research Scientist) und Najma Begum (Lead Developer Machine Learning Solutions) erfahren wir, was hinter dieser Innovation steckt und warum mit dieser Technologie ein entscheidender Grundstein für die Zukunft der Jagd gesetzt wird.
ZEISS: KI scheint mitten im Wald auf den ersten Blick vielleicht fehl am Platz, doch mit der neuen KI-basierten ZEISS Tiererkennung findet genau das statt. Benedikt, als Leiter dieses Projekts verstehst du die Bedürfnisse unsere Jägerinnen und Jäger im Detail. Erklär uns doch kurz, was hinter der KI-basierten Tiererkennung der ZEISS Wildkameras steckt?
Benedikt: Unsere KI-basierte Tiererkennung ist eine innovative Lösung, die es ermöglicht, auf Bildern von Wildkameras automatisch Tiere zu entdecken und diese zu identifizieren. Wir nutzen hierbei maschinelles Lernen und Bildverarbeitungsalgorithmen und können dadurch innerhalb weniger Sekunden analysieren, ob auf einem Bild Wildtiere zu sehen sind und um welche Art es sich handelt.
ZEISS: Wann kann die KI-Tiererkennung besonders hilfreich sein?
Benedikt: Besonders praktisch ist die Tiererkennung bei Aufnahmen, aus denen nicht sofort hervorgeht, ob sich überhaupt ein Tier auf dem Bild befindet, wenn es sich beispielsweise hinter einem Busch oder in dunkleren Bereichen einer Nachtaufnahme verbirgt. Da die KI außerdem selbst bei Aufnahmen, auf denen verschiedene Tierarten zu sehen sind, zuverlässig funktioniert, können Jägerinnen und Jäger ihre Bildergalerie nach relevanten Informationen filtern und so ihr Revier überwachen.
Hätten Sie das Wildschwein entdeckt?
ZEISS: Dennis, du bist als Machine Learning Research Scientist dafür verantwortlich die KI-Algorithmen zu entwickeln und zu optimieren. Wie funktioniert die Tiererkennung?
Dennis: Unsere Tiererkennung basiert auf Deep Learning. Wir haben Trainingsdaten von verschiedenen jagdrelevanten Plätzen wie Hochsitzen oder Wildwechsel gesammelt und diese von Jägerinnen und Jägern analysieren und annotieren lassen. Unsere KI-Algorithmen sind darauf trainiert, verschiedene Tierarten auf Bildern zu entdecken und anhand ihrer Merkmale, wie beispielsweise Größe, Form oder Fellfarben zu erkennen. Durch kontinuierliches Training mit einer Vielzahl von Bildern können wir so weiterhin die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Erkennung verbessern.
ZEISS: Das klingt nach einer unheimlichen Menge an zu verarbeitenden Daten. Najma, wie kann das funktionieren?
Najma: Wir haben hierzu eine ZEISS eigene Cloud Infrastruktur entwickelt und aufgebaut, welche genau an die Bedürfnisse und Herausforderungen, die die Tiererkennung ist. Der Einsatz von Cloud-Computing ermöglicht es uns, große Mengen von Bildern schnell zu verarbeiten und die Ergebnisse innerhalb von Sekunden an die Benutzerinnen und Benutzer zurückzugeben. Datenschutz ist dabei ein wichtiger Aspekt. Alle Daten werden auf Servern in der EU gespeichert und unterliegen damit strengen EU-Datenschutzbestimmungen.
ZEISS: Was die KI heute schon kann, klingt wirklich faszinierend. Was kann da noch kommen? Wie schätzt ihr die Zukunft der Jagd ein?
Benedikt: Die KI-basierte Tiererkennung der ZEISS Secacam ist ein sehr gutes Beispiel für den sinnvollen Einsatz künstlicher Intelligenz. Sie ermöglicht es Jägerinnen und Jägern ihr Wildtiermanagement zu verbessern, indem sie präzisere Daten über die Tierpopulationen in ihrem Jagdrevier erhalten. Wir arbeiten daran, unsere Lösung kontinuierlich zu verbessern, indem wir zum Beispiel neue Tierklassen ergänzen oder weitere relevante Informationen aus dem Bild gewinnen. Das Ziel ist ein datenbasiertes Dashboard zu entwickeln, das Jägerinnen und Jäger hilft, ihre Jagd besser zu planen. So wird ihre Jagd noch erfolgreicher.
Dennis: ZEISS investiert unheimlich stark in die Forschung und Entwicklung. So schaffen wir die nötige Voraussetzung immer weiter an solchen Innovationen arbeiten zu können. Dadurch können wir unsere KI-Modelle noch präziser gestalten und Jägerinnen und Jägern noch umfassendere Informationen liefern.