Warum sie ein flexibles Einblickverhalten bei Zielfernrohren ermöglicht.
Eine Rotte Wildschweine kreuzt die breite Lichtung. Jetzt den Kopf schnell drehen, um einen Blick durchs Zielfernrohr zu erhaschen. Im entscheidenden Moment den notwendigen Überblick zu behalten und rechtzeitig in den Anschlag zu kommen – das kann entscheidend für eine erfolgreiche Jagd sein. Bei solch einer raschen Körperdrehung ist eine optimierte Eyebox am Zielfernrohr der ausschlaggebende Punkt. Im Gespräch mit unserem Leiter des ZEISS Systems Design Dr. Johannes Zellner erfahren wir, warum die Eyebox eine so große Rolle spielt, wie ZEISS das Optikdesign hierfür optimiert und warum aufwendige digitale Abbildungssimulationen dabei unverzichtbar sind.
Erklären Sie uns doch zu Beginn was die Eyebox genau ist und warum sie bei der Jagd eine wichtige Rolle spielt?
Dr. Johannes Zellner: „Die Eyebox ist der nutzbare Bereich hinter dem Zielfernrohr. Die geometrische Größe der Eyebox hängt von der Größe der Eintrittspupille, der Vergrößerung und vom Sehfeld ab. Der tatsächlich nutzbare Bereich dieser Eyebox ist zusätzlich davon definiert, wie gut die Abbildung innerhalb dieser geometrischen Eyebox korrigiert ist. Die Eyebox sollte möglichst groß sein, damit das Auge auch bei nicht exakter Positionierung ein möglichst scharfes Bilderlebnis über das gesamte Sehfeld erfassen kann. Gerade bei Drückjagden oder auf der Pirsch, also wenn es mal schnell gehen muss, bietet eine große Eyebox den entscheidenden Vorteil, da das Auge nicht so präzise positioniert werden muss und der Kopf dennoch bewegt werden kann. Das Ziel kann einfacher anvisiert und im entscheidenden Moment ein waidgerechter Schuss abgegeben werden.“
Was zeichnet die Eyebox bei ZEISS Zielfernrohren aus?
Zellner: „Um in allen Jagd-Situationen eine bestmögliche Abbildung zu erreichen, optimieren wir die Eyebox für verschiedene Anwendungsfälle, wie unterschiedlich große Augenpupillen der Anwender und Positionen des Auges zum Zielfernrohr.
Durch Minimierung der sphärischen Aberration der Pupillenabbildung sorgen wir für eine konstante Schnittweite der Austrittspupilleüber das gesamte Sehfeld. Damit optimieren wir den Bereich, in dem Jägerinnen und Jäger ihren Kopf entlang der Achse des Zielfernrohrs bewegen können.
Bei einer Dezentrierung des Auges senkrecht zur Achse des Zielfernrohrs optimieren wir die optische Abbildung auf geringstmögliche Farbsäume. Nicht zuletzt sorgen wir bei allen Vergrößerungen für eine möglichst vignettierungsarme Abbildung bis zum Sehfeldrand. Wir legen das Optikdesign also so aus, dass die Abbildung der Jagdsituationen auch bei viel Bewegung möglichst scharf und hell ist.“
Und wie erreicht ZEISS ein solch optimiertes Optikdesign?
Zellner: „Außer der Optimierung der Abbildungsleistung für unterschiedliche Anwendungs-Situationen wollen wir Jägerinnen und Jägern mit unseren Zielfernrohren bestmögliche Transmission bei geringem Gewicht bieten. Im Optik-Design müssen wir deshalb die optimale Balance zwischen hoher Abbildungsleistung und geringem Gewicht, das heißt einer geringen Anzahl von Linsen, erreichen.
Unterschiedliche Optik-Design-Varianten bewerten und vergleichen wir dabei durch aufwendige digitale Abbildungssimulationen, wir nennen das auch „digital twins“ – eine Art virtueller Prototyp.
Mit Hilfe der Abbildungssimulationen lassen sich reale Bilder einer Jagdsituation, wie beispielsweise das Ansprechen einer Wildsau, bei unterschiedlichsten Anwendungsbedingungen darstellen. Damit können wir bereits bevor wir das Produkt in den Händen halten, den Bildeindruck verschiedener Optik-Design-Stände unter realen Bedingungen beurteilen. Durch den Einsatz solcher „digital twins“ haben sich die Zyklen zwischen Optik-Design und Verifikation unter realen Bedingungen extrem verkürzt. Dadurch können wir eine größere Anzahl an Design-Varianten beurteilen und die für die Jagd-Anwendung optimale Eyebox erreichen. Wenn es um die Abbildungsleistung geht, gehen wir keine Kompromisse ein!“
Wie können Jägerinnen und Jäger nun eine gute Eyebox beim Kauf eines Zielfernrohres erkennen?
Zellner: „Eine große Eyebox lässt sich am besten erkennen, wenn man das Auge im Bereich der Austrittspupille des Zielfernrohrs dezentriert beziehungsweise nach vorne und hinten bewegt und verschiedene Zielfernrohre miteinander vergleicht. Bei ZEISS Zielfernrohren bleibt eine ausgezeichnete und vignettierungsarme Abbildungsleistung bei Bewegungen innerhalb der geometrisch nutzbaren Eyebox erhalten.
Insgesamt lässt sich also festhalten, dass mit der optimierten Eyebox ein besonders flexibles Einblickverhalten ermöglicht wird und auch bei dynamischen Jagdsituationen Jägerinnen und Jägern mehr Spielraum für die Positionierung des Auges geboten wird. Dank der digitalen Abbildungssimulationen verbessert ZEISS das Optikdesign und bietet so ein helles und scharfes Bild, selbst wenn das Auge nicht genau in der Austrittspupille des Zielfernrohrs steht.“