ZEISS und BirdLife International retten die letzten Vögel ihrer Art: den vom Aussterben bedrohten Tüpfelgrünschenkel (Tringa guttifer)

Der Tüpfelgrünschenkel, auch Nordmanns Grünschenkel nach seinem finnischen Entdecker benannt, ist einer der am stärksten gefährdeten Watvögel Ostasiens. Der bis zu 32 Zentimeter große Schnepfenvogel verdankt seinen Namen den weißen Punkten auf der schwarzen Oberseite während der Brutzeit. Die IUCN stuft ihn als „critically endangered“, also stark gefährdet, ein. Aktuell geht man von einem Bestand von nur noch 500-1000 Individuen aus. Positivere Schätzungen kommen auf maximal 1.500 bis 2.000 geschlechtsreife Individuen, jedoch mit abnehmender Tendenz.

Der Lebensraum schwindet

Als Brutrevier bevorzugt der Tüpfelgrünschenkel Gebiete mit spärlichem Lärchenbewuchs sowie feuchte Küstenwiesen zur Nahrungssuche. Als einzigartige Ausnahme unter den Watvögeln baut der Tüpfelgrünschenkel, statt in einer Bodenmulde zu brüten, ein richtiges Nest in Lärchen, und zwar zwei bis vier Meter über dem Erdboden, wozu er Lärchenzweige, Moose und Bartflechten benötigt. Sowohl das Weibchen als auch das Männchen bauen gemeinsam am Nest und brüten abwechselnd. Auch die Aufzucht und Fütterung der Küken teilen sich beide.

Die Gefahr für den Tüpfelgrünschenkel besteht neben der Jagd in einzelnen Brutgebieten Russlands vor allem in den schwindenden Habitaten mit der industriellen Erschließung der Küstengebieten in ganz Asien und den dort entstehenden Aquafarmen. So sind beispielsweise allein in China 40 Prozent der typischen Überwinterungsquartiere der Art seit den 1990er Jahren weggefallen. Der Tüpfelgrünschenkel ist jedoch vor allem zur Überwinterung auf diese Lebensräume angewiesen. Die Art nutzt die ostasiatische-australische Zugvogelroute, die um die 60 eurasische Watvogel-Arten wählen, und die bis nach Südostasien, Australien und Neuseeland reicht.

Als Überwinterungsplätze wählt der Tüpfelgrünschenkel in erster Linie, Tieflandsümpfe, aber auch feuchte Wiesen, Sandstrände und Salzpfannen. Der Tüpfelgrünschenkel badet im Fließgewässer von Flussmündungen und kann über Stunden stehend den Schnabel unter den Flügeln steckend schlafen. In ihren Winterrevieren trifft man sie häufig in einer Gruppe mit anderen Arten von Watvögeln an. Regional gesehen überwintert der Tüpfelgrünschenkel vor allem am Golf von Thailand. Gesichtet wurde er zudem auf der Durchreise durch China, Hong Kong, Taiwan, Nordkorea, Südkorea, Myanmar, Kambodscha und Vietnam.

Das Rettungsprogramm von BirdLife International und ZEISS

BirdLife International organisiert seit vielen Jahren „Species Champions funds“, mit denen sie mit Hilfe von Sponsoren gezielt Aktivitäten organisieren, um weltweit bedrohte Vogelarten mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, Naturschutzmaßnahmen, politischen sowie Kommunikationsmaßnahmen vor Ort zu schützen und ihren Lebensraum zu erhalten. Die Bilanz des Programms kann sich sehen lassen: Seit dem Jahr 2000 hat BirdLife International über dieses Programm 25 Arten, die vom Aussterben bedroht waren, die Lebensräume erhalten, so dass ihr Status verbessert wurde. 40 Prozent der Quote der aussterbenden Arten konnte reduziert werden und zwischen 21 bis 32 Arten konnten komplett vom Aussterben geschützt werden.

Die letzten Jahre war ZEISS bereits „Species Champion“ für den bedrohten Waldrapp. Nun hat ZEISS die „Species Championship“ für den Tüpfelgrünschenkel übernommen. In erster Linie geht es dabei um den Schutz der Winterquartiere der Art. BirdLife Asia hat mit dem Geld ein Fünf-Jahres-Programm zum Schutz der Küsten organisiert, was zudem den Aufbau eines privaten Naturreservats bedeutet. So findet der Tüpfelgrünschenkel Habitate zum Überwintern. Lokale Naturschutzgruppen kümmern sich um den Schutz ihrer Gebiete und machen auf die Gefahren vor Ort öffentlichkeitswirksam aufmerksam. So binden sie die Bevölkerung ein und zeigen die Bedeutung der Art und der Lebensräume für diese auf. Illegale Jagd auf die Vögel verhindern die Ehrenamtlichen vor Ort. Zudem organisieren sie bildungsorientierte Camps für Kinder, Foto-Wettbewerbe der Habitate und entwickeln lokale Unternehmungen für salzbasierte Spa-Produkte mit, die für den Erhalt der Habitate im Interesse der Menschen und Vögel gleichermaßen dienen.

Das Engagement zum Schutz des Tüpfelgrünschenkels und die Verhinderung seines Aussterbens liegen ZEISS am Herzen. Mit der Sicherung seiner Winterreviere bleibt die Chance auf den Erhalt dieser so besonderen, sehr seltenen Art. ZEISS sieht es seit Jahren als zentrale Aufgabe an, das Artensterben zu verhindern, und fördert die Arbeit von BirdLife International bei ihren Aktivitäten im Bereich der „Species Champions“ und der wissenschaftlichen sowie der Naturschutzarbeit zur Roten Liste der gefährdeten Arten.

Beachtliche Erfolge der lokalen Gruppen

Mit dem „Species Champions Funds“ unterstützt ZEISS vor allem lokale Gruppen, die sich vor Ort um die Lebensräume des Tüpfelgrünschenkels und seiner Habitate kümmern. Die Gruppen vor Ort, unter andrem koordiniert durch die Bird Conservation Society in Thailand organisieren das Monitoring, sichern den Schutz der Habitate, klären die lokale Bevölkerung auf und binden sie in den Schutz der Art aktiv ein. Die Erfolge ihrer Arbeit sind beachtlich. Im Februar 2022 wurden zuletzt 311 Artgenossen erfasst, was fast ein Viertel der Population ausmacht. Neben dem Bewusstsein für den Schutz des Tüpfelgrünschenkels machen die Expertinnen und Experten vor Ort auch auf den Schutz anderer Küstenvögel aufmerksam.

„Die Unterstützung von ZEISS hat uns entscheidend dabei geholfen, die wichtigsten Feuchtgebiete für den Tüpfelgrünschenkel in Thailand, dem wichtigsten Land für überwinternde Populationen dieses einzigartigen Küstenvogels, zu ermitteln.“

Ding Li Yong, Asia Advocacy and Policy Manager von Bird Life International.

Die Aufklärungsarbeit erfolgt über Online-Seminare mit international renommierten Gastrednern von BirdLife International und der Universität in Florida auf Social-Media-Kanälen mit 200 Teilnehmenden, sowie persönlich vor Ort. So motivieren sie Ehrenamtliche, sich in Vogel- und Naturschutzprojekten zu engagieren. Zusätzlich machen die Gruppen vor Ort bei den Landbesitzern und den kommunalen Regierungen mit den lokalen Naturschutzorganisationen auf die Bedeutung der Vögel und deren Schutz aufmerksam, benennen die Gefahren und binden die Verantwortlichen mit ein, diesen Gefahren proaktiv mit Schutzmaßnahmen zu begegnen.

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Ostasiatisch-australische Zugroute (EAAF)

Es gibt insgesamt acht Zugvogelflugrouten auf der Welt. Eine der größten Zugrouten ist die ostasiatisch-australische Zugroute, die von mehr als 200 Wasservogelarten genutzt wird, darunter auch Ufervögel wie der Tüpfelgrünschenkel. Viele Ufervögel brüten in Nordostasien (Ostsibirien, Mongolei und Nordchina), von der Taimyr-Halbinsel im äußersten Norden Russlands, östlich der Insel Sachalin, Kamtschatka und Alaska. Diese Vögel ziehen vor dem Wintereinbruch über China, Japan und Korea nach Südostasien, manchmal bis nach Australien und Neuseeland, um dort Monate des borealen Winters zu verbringen und jedes Jahr bis zu 20.000 km zurückzulegen. Die epischen Reisen von Pfuhlschnepfen über den Pazifik zur Ostküste Australiens und Neuseelands von Alaska aus mit Non-Stop-Flügen von bis zu 13.000 km sind ein hervorragendes Beispiel dafür. Während ihres Zuges sind diese Vögel auf ergiebige Rastplätze, häufig Feuchtgebiete an der Küste, angewiesen, um genügend Energie für die nächste Etappe ihrer Reise zu sammeln. Die von China und Korea umgebene Region des Gelben Meeres ist für viele dieser wandernden Wasservögel der wichtigste Zwischenstopp auf dem EAAF.

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