Fast jedes Land hat einen ausgewählten Club für Vogelbeobachter. In jedem dieser Clubs gibt es ein Ranking, wer die meisten Vogelarten im jeweiligen Land gesehen hat. In Deutschland, der Schweiz, Schweden, Österreich und Finnland nennen sich die Clubs jeweils „Club 300“. Denn in diesen Ländern ist eine Liste mit 300 verschiedenen Vogelarten in dem jeweiligen Land schon sehr beachtlich. In England gibt es dank der Insellage und der amerikanischen Irrgäste den Club 500. Auch in Frankreich nennt sich der Club „Club Oiseaux France 500“, denn dank der Gebiete in den Pyrenäen gibt es seltene Brutvögel und an der Westküste des Landes finden sich viele Irrgäste. In Israel gibt es den Club 400, da hier die meisten Zugvögel auf dem Weg in Richtung Norden zu sehen sind.
In einigen der Clubs ist die Seltenheitskommission Teil des Clubs – jedoch nicht immer.
Der Club 300 in Österreich existiert bereits seit dem Jahr 2003. Gegründet wurde er mit dem Ziel des schnellen Informationsaustausches unter den Vogelbeobachtern. Denn anders als in Deutschland wurde www.ornitho.at erst im Jahr 2013 eingeführt, wo man seltene Sichtungen teilt. Der Club 300 in Österreich umfasst eine sehr umfangreiche und sehr genau geführte Datenbank inklusive einiger Fotogalerien. Der Schwerpunkt des Clubs liegt auf der Sichtung und dem Austausch zu seltenen Arten.
Aufgenommen in den Club wird wie in Deutschland wer schon mindestens 300 Vogelarten im eigenen Land gesehen hat. In Österreich steht der Club jedoch bewusst auch denjenigen offen, die erst auf dem Weg dorthin sind. Alle Mitglieder vereint die Freude an der Vogelbeobachtung. Man muss nicht unbedingt am Ranking teilnehmen.
Ernst Albegger führt das Ranking seit 2018 an. Er selbst versteht sich als „Twitcher“. Es geht ihm jedoch in erster Linie um die Gemeinschaft der Vogelbeobachter. Gerne teilt er sein Wissen und die tiefgreifende Artenkenntnis mit anderen. Insgesamt investiert er sehr viel Zeit für die Vogelbeobachtung. Seine letzte besondere Sichtung war eine Zwergtrappe im Mai 2022.
Der Club 300 Österreich kooperiert seit über einem Jahrzehnt mit ZEISS. Man unterstützt sich gegenseitig und teilt eine starke gegenseitige Wertschätzung. Insbesondere bei Veranstaltungen in Österreich treten die Vertreter des Club 300 und von ZEISS gemeinsam auf. ZEISS stattet den Club 300 mit der aus ihrer Sicht „besten und neuesten Optik“ aus. ZEISS unterstützt zudem den Club 300 bei seiner Publikation des Journals „Elanus“, das einmal jährlich erscheint und die wichtigsten Entwicklungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammenfasst.
Häufig erhalten die Vertreter des Club 300 neue Optiken zum Vorab-Test. So hat Ernst Albegger zuletzt das SFL40 getestet, von dem er sehr begeistert war.
Der Club 300 Österreich und seine Vertreter engagieren sich stark im Artenschutz. Sie nehmen an der internationalen Wasservogelzählung teil und haben ein Standardwerk „Avifauna Steiermark“ herausgebracht. Mit ihren Erhebungen zur Zippammer in der Steiermark und ihrem Engagement für den vom Aussterben bedrohten Mornellenregenpfeifer in ganz Österreich tragen sie zum Artenschutz bei. Zudem beteiligen sie sich an langfristigen Beringungsprojekten. Wirklich spannend ist die Online-Veröffentlichung des Club 300 über die Vogelarten in Österreich. Hier für alle Interessierten zum kostenlosen Download: https://www.club300.at/30122022-die-seltenen-vogelarten-oesterreichs-online
In einzelnen Gebieten wie dem Pfitscher Joch beobachten die Vertreter des Club 300 seltene Arten auf der Vogelzugroute in Richtung Süden. So beobachteten sie im Oktober 2022 4.600 ziehende Individuen. Später im Oktober kamen sie gar auf 22.000 ziehende Individuen. Darunter vor allem Singvögel wie Buch- und Bergfinken, Erlenzeisige, Stieglitze, Wiesenpieper und Blaumeisen. Meist fliegen diese in geringer Höhe, so dass sie sehr gut zum Beobachten sind. Zwischen den Schwärmen fanden sich auch Beutelmeisen. In Zukunft plant der Club 300 hier vor allem nächtliche Erhebungen, da dann mehr Zugvögel unterwegs sind.
Insgesamt kann sich die Artenliste des Club 300 Österreich wirklich sehen lassen mit Arten wie Sterntaucher, Prachttaucher, Eistaucher, Gelbschnabeltaucher, Zwergtaucher, Rothalstaucher, Haubentaucher, Ohrentaucher, Schwarzhalstaucher, Sepiasturmtaucher, Mittelmeersturmtaucher, Sturmwellenläufer, Wellenläufer, Rosa Pelikan, Krauskopfpelikan, Basstölpel, Atlantischer Kormoran, Krähenscharbe, Zwergscharbe, Purpurreiher, Seidenreiher, Rallenreiher, Kuhreiher, Nachtreiher, Zwergdommel, Rohrdommel, Schwarzstorch, Waldrapp, Sichler, Löffler, Rosa Flamingo, Schwarzschwan, Tundrasaatgans, Waldsaatgans, Grönländische Blässgans, Rothalsgans, Brandgans, Blauflügelente, Löffelente, Moorente, Trauerente, Samtente, Schellente, Zwergsäger, Mittelsäger, Gänsesäger, Schwarzkopfruderente, Gleitaar, Fischadler, Schwarzmilan, „Östlicher“ Schwarzmilan, Seeadler, Bartgeier, Schmutzgeier, Gänsegeier, Mönchsgeier, Schlangenadler, Rohrweihe, Kornweihe, Steppenweihe, Wiesenweihe, Kurzfangsperber, Habicht, Adlerbussard, Kaiseradler, Steinadler, Steppenadler, Schreiadler, Raufußbussard, Schelladler, Steinadler, Habichtsadler, Rötelfalke, Rotfußfalke, Eleonorenfalke, Merlin, Baumfalke, Würgfalke, Gerfalke, Wanderfalke, Alpenschneehuhn, Auerhuhn, Haselhuhn, Jungfernkranich, Tüpfelsumpfhuhn, Großtrappe, Steppenkragentrappe, Säbelschnäbler, Triel, Waldschnepfe, Doppelschnepfe und Bekassine.