Der spanische Ornithologe José Luis Copete ist Insidern bekannt durch seine Fahlkauz-Forschung mit der Beschreibung des Strix hadorami vor fünf Jahren. Heutzutage kennen ihn Vogelbeobachter aus dem spanischsprachigen Raum vor allem dank seiner Podcasts zu wissenschaftlichen Entdeckungen in der Ornithologie. Hier erzählt er uns von den regionalen Dialekten der Vögel, was finnische von spanischen Vogelbeobachtern unterscheidet und von seinen besonderen Sichtungen in Barcelona zu Zeiten des Lockdowns. Obwohl er seit vielen Jahren als Photograph unterwegs ist, empfiehlt er den puren Genuss der Vogelbeobachtung ohne Objektiv. Zudem verrät er seine Lieblingsplätze in Spanien.
Erzähle uns mehr von Dir und vom Team Reservoir Birds.
Alles begann, als Stefan Riedl, der Vertriebsleiter von Excopesa – dem Distributor von Zeiss in Spanien – sich vor einigen Jahren bei Francesc Kirchner nach einem Vogelbeobachter in Spanien erkundigte. Sie suchten jemanden, der für die hiesige Vogelbeobachter-Community das Gesicht von Zeiss werden könnte. Francesc dachte sofort an mich. Ich schlug vor, Ferran López und Dani López-Velasco ebenfalls in das Team aufzunehmen. Ferran beobachtet seit über 20 Jahren Vögel im Naturreservat des Llobregat-Deltas und ist in Spanien der Vogelbeobachter mit den meisten beobachteten Vogelarten der Westpaläarktis. Dani ist durch seine Tätigkeit als Exkursionsführer für Birdquest international bekannt. Für diese ornithologischen Reisen ist er weltweit unterwegs. Wir drei sind in Spanien und vermutlich auch jenseits unserer Heimat angesehene Vogelbeobachter. Besonders wichtig ist uns jedoch der Kontakt zu anderen spanischen Vogelbeobachtern. Die meisten haben wir schon persönlich getroffen, darum kennt man uns in der Community. Der Name des Teams stammt von unserer Website „Reservoir Birds“.
Seit wann beobachtest Du Vögel und was war der Auslöser für dieses Interesse?
Ich interessiere mich seit meinem 12. Lebensjahr für Vögel, also seit 1981. Ursprünglich haben mich Amphibien und Reptilien fasziniert – vornehmlich Eidechsen und Schlangen. Als Kind habe ich stundenlang unter Steinen nach Eidechsen gesucht. Mein erstes Bestimmungsbuch war der klassische Naturführer von Arnold & Ovenden über die Amphibien und Reptilien Europas. Eines Tages nahm mich ein Bekannter mit auf eine „Masía“ (das katalanische Wort für „Bauernhof“) in Tiana in der Nähe von Barcelona. Er wollte dort Vögel beringen. Ich konnte mir absolut nichts darunter vorstellen. Er war wie ich 12 Jahre alt. Ein paar Erwachsene nahmen uns mit und brachten uns das Beringen bei. Wir holten die Vögel aus den Fangnetzen, nahmen sie in die Hand, beringten sie und bestimmten sie anhand des Vogelbuchs von Peterson. Ich war vom ersten Tag an fasziniert. Ich habe meine Eltern angebettelt, mir einen Vogelführer zu kaufen, und verbrachte jede freie Minute in Tiana. Ich war zunächst also gar kein Beobachter, sondern habe Vögel beringt. Anfangs habe ich gar nicht verstanden, was die Vogelbeobachter meinten, wenn sie sich beklagten, die Gartengrasmücke sei so schwer zu beobachten – man musste sie doch nur im September aus dem Fangnetz holen. 1983 habe ich mich dann auch unter die Vogelbeobachter begeben und nur noch beobachtet. Zunächst wollte ich mehr über die Vögel lernen, die ich bereits in den Händen gehalten hatte. Das Interesse für ihre Stimmen und ihren Gesang kam erst später. Ich wollte unbedingt ihre Stimmen unterscheiden können. Im Wald von Tiana habe ich stundenlang Vögel beobachtet, um zu sehen, ob der Gesang auch tatsächlich von dem Vogel stammte, den ich vermutete. Die häufigsten Arten waren leicht auseinanderzuhalten. Als jedoch im Frühjahr und Herbst Zugvögel hinzukamen, wurden es immer mehr Stimmen. Es war hauptsächlich das Interesse am Gesang der einzelnen Arten, das mich schließlich zum Vogelbeobachter machte. Damals gab es noch kein Internet oder Vogelstimmen-Apps. Man musste sich sein Wissen selbst in der Natur aneignen. Meiner Meinung nach gehört es sich für einen Vogelfreund auch so. Je mehr Gleichgesinnte ich kennenlernte, desto mehr beobachtete ich Vögel irgendwann auch einfach nur zum Spaß.