Teil 3: Die Medien machen die Naturbeobachtung populär

Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts die Eingeweihten und Profis sich mehr und mehr in Verbänden organisierten und die wissenschaftliche Ornithologie an Bedeutung gewonnen hatte, ging es nach den zwei Weltkriegen verstärkt darum, die Faszination der Naturbeobachtung an alle heranzutragen. Nach den schlimmen weltpolitischen Erfahrungen sehnten sich die Menschen nach harmlosen, friedlichen Erlebnissen. Eine ganze Reihe an Zoologen in verschiedenen Ländern entdeckte das Potenzial des Films, um die Natur der breiten Öffentlichkeit in all ihrer Faszination näher zu bringen.

Entscheidend hierfür waren die Fortschritte in der Kamera- und Fototechnik. Bereits 1954 wurde das erste Fernglas in Oberkochen produziert, das mit den Teleobjektgläsern ein kompakteres Design erlaubte. Im Jahr 1964 brachte ZEISS das erste Dialyt mit Dachkantprismen auf den Markt, das eine neue Bildqualität bedeutete, die Beobachtung in der Dämmerung ermöglichte sowie eine bessere und kompaktere Bauweise bedeutete. 1969 folgte dann das erste hochqualitative Taschenfernglas, das insbesondere für diejenigen interessant wurde, die in der Freizeit auf Spaziergängen beobachten wollten und sich weniger für die schwereren Ferngläser der Profis erwärmen konnten.

In Deutschland erklärte Heinz Sielmann der Bevölkerung regelmäßig die Natur. Als Kind beobachtete er in erster Linie Vögel, während einer Zeit in England durfte der Zoologe und Biologe bei BBC aushelfen und lernte dort sein Handwerkszeug. Sein enger Kontakt zum österreichischen Verhaltensforscher und Zoologen Konrad Lorenz half ihm bei der Recherche auf seinen Expeditionen. Mit dem Zoologen und langjährigen Direktor des Zoos in Frankfurt am Main, Bernhard Grzimek, arbeitete er gemeinsam an mehreren Dokumentarfilmen. Grzimeks Kinofilm „Serengeti darf nicht sterben“ von 1959 war der erste deutsche Film, der mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

In England war die „BBC Natural History Unit“ seit 1957 und insbesondere in den 60er und 70er Jahren international eine der erfolgreichsten und professionellsten, wenn es darum ging, die Faszination der Natur in die Allgemeinheit zu transportieren. Jedes Jahr produziert BBC 100 Stunden an Naturdokumentationsfernsehsendungen sowie 50 Stunden an Radioprogrammen. Ihr berühmtester Vertreter war und ist Sir David Frederick Attenborough, der bis heute seine Stimme für den Naturschutz erhebt. Ging es ihm zu Beginn noch stärker um die Wunder der Natur, setzte er sich nach und nach stärker für Biodiversität, ein verändertes Konsumverhalten und den Umweltschutz ein.

Die Sendungen der BBC erzielten auch in den USA eine große Popularität. Zudem waren die Naturschutzverbände sehr erfolgreich, Menschen für die direkte Naturbeobachtung zu ihren Exkursionen zu gewinnen. Mit Robert J. Flahertys „Nanook of the North“ von 1922 über die Natur in Namibia hatte dort die Tradition der Naturfilme schon sehr früh gestartet. Ein völliger anderer Ansatz hatte hier in den 40er Jahren bereits seinen Start. Walt Disney, heute eher bekannt für die enorme Vermarktung der Filme, hatte die Vision, Schulkindern das Leben der Tiere näher zu bringen. Hierfür brauchte er eine Art Vermenschlichung als Vehikel, die Kinder dafür zu begeistern, und ließ die Tiere in seinen Zeichentrickfilmen sprechen. Wichtig blieb für ihn dennoch, dass die Tiere sich natürlich wie die echten Artgenossen bewegen. Zum Studium der Tiere organisierte er eine Reise zur „New York Zoological Society“ für die möglichst realistische Nachbildung. Zwischen 1948 und 1960 brachten die Walt Disney Productions die „True-Life Adventures“ heraus, die beliebte reale Naturfilme waren.

Aus heutiger Sicht mit einer größeren Kanalvielfalt und besserer Optik mögen manche der Naturfilme aus der Nachkriegszeit ungewöhnlich wirken. Sie waren jedoch entscheidend dafür, die Natur und ihre Wirkung auf Menschen populär zu machen.

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