Das Restaurant der Geier

ZEISS und NABU schützen gemeinsam Geier in Kenia

Mönchsgeier und Gänsegeier zählen in Europa zu den mächtigsten und beeindruckendsten Vogelarten. Ihren Flug zu beobachten, ist imposant und fesselt einen. In Afrika gibt es elf verschiedene Geierarten, deren Bestand in den letzten 20 Jahren um 65 bis 80 Prozent abgenommen hat. Ein alarmierendes Zeichen. Allein in Kenia sind sechs der acht Arten inzwischen als sehr stark gefährdet eingestuft. Zu der traurigen Hitliste gehören Sperbergeier, Weißrückengeier, Kappengeier, Wollkopfgeier und der Ohrengeier. Der Bartgeier gilt in Kenia mittlerweile gar als ausgestorben.

Kappengeier
Kappengeier

Was setzt die Geier in Afrika derart unter Druck, dass es ihren Bestand gefährdet? Leider sind die Ursachen vielfältig und daher so schwierig in den Griff zu bekommen. Einer der wichtigsten Gründe ist sicherlich die Spannung zwischen Mensch und Wildtieren. Prädatoren wie Löwen, Leoparden, Geparden und Hyänen reißen Haustiere, woraufhin Menschen diese vergiften. Wenn die Geier das Aas der vergifteten Tiere fressen, sterben auch sie am Gift, das eigentlich nicht für sie bestimmt war. Hier wird den Geiern ihre an sich positive Funktion als „Gesundheitspolizisten“ in der Natur zum Verhängnis, die häufig in ihrer Bedeutung für Menschen und Haustiere unterschätzt wird. An sich verhindern sie, dass sich Krankheitskeime toter Tiere ausbreiten und damit Haustiere oder Menschen gefährden könnten.

Weißrückengeier
Weißrückengeier

Hinzu kommt, dass Wilderer Geier gezielt töten, um alle Spuren gegenüber den Rangern in Schutzgebieten zu verschleiern. Eine größere Anzahl an Geiern würde Ranger auf getötete Tiere aufmerksam machen. Leider hat der internationale Handel mit Körperteilen von Geiern, die in der traditionellen Medizin oder zum Praktizieren verschiedener Rituale im Aberglauben Einsatz finden, zugenommen. Somit finden die Wilderer Abnehmer für das Ergebnis ihrer fragwürdigen Praktiken. Zu all den gezielten menschlichen Übergriffen kommen die Folgen menschlichen Lebens als Gefahr für die Geier: Hochspannungsleitungen führen zu Stromschlagopfern und die veränderte Form der Landnutzung raubt den Geiern die Nahrungsgrundlage.

Ein exklusives, sicheres Restaurant für Geier

Was bleibt also, um die Situation für die Geier zu verbessern? Hierzu hat sich eine einzigartige Kooperation der NABU International Naturschutzstiftung mit der Mugie Conservancy, den Cranes Conservation Volunteers und des Kenya Wildlife Services gebildet, die von ZEISS mitfinanziert wird. Im Norden Kenias, in der Provinz Leikipia, entwickelt die Kooperation einen Prototypen einer sicheren und garantiert giftfreien Futterstelle für gefährdete Geier und Greifvögel in Kenia. Das Projekt soll auch anderen Conservancies als Beispiel dienen, dass sie ebenfalls Geier Restaurants einrichten. Wenn weitere Landeigentümer mitmachen, dann ist das die Grundlage für neue, ausgewiesene sichere Geier-Zonen in Nordkenia.

Ohrengeier
Ohrengeier

Die Mittel von ZEISS unterstützen die Finanzierung eines einheimischen Mitarbeiters, der sich für den Artenschutz der Geier und weiterer Greifvögel einsetzt. Vor Ort wird es Aufklärungskampagnen der lokalen Gemeinden und vor allem der Viehhalter über den ökologischen Wert und die Bedeutung der Geier und Greifvögel für den Gesundheitsschutz von Mensch und Haustieren geben. Die Viehhalter erfahren zudem, wie sie vergiftete Vögel und Säugetiere sicher entsorgen. Bei der Aufklärung allein bleibt es jedoch nicht, denn die Viehhalter benötigen praktische Unterstützung. Diese erhalten sie mit sicheren Umzäunungen, die Raubtiere abhalten. In den Schulen erfahren die Kinder in Unterrichtseinheiten früh im Leben mehr über die Greifvögel und erhalten die Chance, den Vögeln eine bessere Zukunft zur Arterhaltung zu sichern. Entscheidend sind jedoch die Geierfutterstellen mit giftfreiem Fleisch, die eingerichtet werden, und somit für die Vögel eine Art Restaurant mit risikofreiem Genuss darstellen.

Greifvogelspektakel in Eilat

Zugzeit der Vogelbeobachter

Ende März ist es wieder soweit. Es ist die Zugzeit der Vogelbeobachter. Aus allen Teilen der Welt strömen Vogelbeobachter nach Eilat. Denn die Birdwatcher ziehen nur aus einem Grund hierher. Die Vögel fliegen zurück in den Norden und im israelischen Eilat feiern alle das große Birding Festival. Dieses Jahr vom 22. bis zum 31. März. Im Rennen um den ersten Platz beim Finale des Bird Race am 31. März sammeln alle teilnehmenden Teams Geld für den Steppenadler. Mit den Spenden schützen die BirdLife Organisationen in Kasachstan und Usbekistan den vor allem in diesen Regionen brütenden Steppenadler. Sie bauen erhöhte Nestplattformen und leisten Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung.

Greifvögel sind wohl die eindrucksvollsten Frühjahrsgäste in Eilat. Seit 1985 wurde der Rekord von 850.000 Wespenbussarden zwar nicht wieder gebrochen, jedoch sind die großen Schwärme jedes Jahr von neuem beeindruckend. Eilat gehört neben der Route über Gibraltar, dem Bosporus und der Osttürkei zu den vier Hauptrouten für Greifvögel. Insbesondere die Thermiksegler, ein großer Anteil der Greifvögel, suchen sich den kürzesten Weg übers Meer, denn sie brauchen die warmen Aufwinde über den Landmassen. Sie suchen sich Meerengen und die kürzesten Entfernungen über das Wasser, was Eilat zum beliebten Zwischenstopp macht.

WIE GENAU FINDEN ZUGVÖGEL EIGENTLICH IHREN WEG?

Eine eingebaute Navigation

Ganz plump auf den Punkt gebracht sehen, riechen, hören und fühlen sie, wo es langgeht. Ausführlicher dargestellt, vermutet man folgende Sinne und Orientierungen hinter der zielgerichteten Navigation der Vögel: Sie orientieren sich unter anderem an den Sternen. Hätten sie jedoch von Geburt an eine genetisch vorbestimmte Sternenkarte wären sie im Laufe der Jahrhunderte verloren. Denn die Achse der Rotation ändert sich ganz langsam und allmählich. In Versuchen hat sich herausgestellt, dass Vögel sich nach und nach eichen und damit anpassungsfähig bleiben.

Neben den Sternen liefern weitere Elemente und Sinne die Eckdaten für den inneren Kompass der Vögel. So vermuten Wissenschaftler, dass im Augapfel der Vögel eine Struktur ähnlich wie der Zeiger einer Sonnenuhr arbeitet. Mit dem Schatten auf der Netzhaut wissen sie, wo es lang geht.

Mit dem Schatten auf der Netzhaut wissen sie, wo es lang geht. Bei Brieftauben ist es nachgewiesen und bei Sturmvögeln wird vermutet, dass sie ihren Geruchssinn zur Orientierung einsetzen.

Die Mehrheit der Vogelarten folgt zudem vermutlich Geräuschen. Am Quaken der Frösche erkennen sie Sumpfgebiete, Rufe anderer Vögel geben weitere Anhaltspunkte und Bergketten erkennen sie über den Infraschall oder das Echo ihrer eigenen Rufe. Veränderungen der Schwerkraft tun wahrscheinlich ihr Übriges, die Erdumdrehung und Ausrichtung nachzuvollziehen. Wo Land in der Nähe ist, verändern sich die Wellenmuster.

Besucher in Eilat

So ziehen Wespenbussarde lange Zeit entlang der Küste, die sie problemlos als Orientierung erkennen. Wenn sie aus Nordeuropa kommen, liegen fast 7.000 Kilometer Strecke vor ihnen bis Afrika. Damit sie das möglichst in langen Etappen auf ihrem Hin- und später ihrem Rückweg schaffen, legen sie kurz davor um fast ein Drittel mehr Körpergewicht als Reserven an. Sie ziehen in der Regel tagsüber und rasten in Eilat, bis sie mit den Morgenwinde wieder Höhe gewinnen. Da sie meist erst im Mai vorbeikommen, wenn es schon warm in Eilat ist, fliegen sie im frühen Morgengrauen wieder los.

In Eilat startet die Saison meist mit dem Falkenbussard und endet mit dem Wespenbussard. Dazwischen sind verschiedenste Arten wie Schlangenadler, Schmutzgeier, Zwergadler sowie verschiedene Bussarde und Weihen zu beobachten.

WÄHREND DIE KORNWEIHE IM WINTER NUR BIS NACH MITTEUROPA ZIEHT, FLIEGEN DIE ROHRWEIHE, DIE WIESENWEIHE UND DIE STEPPENWEIHE AN EILAT VORBEI IN RICHTUNG SÜDEN.

Den Steppenadler hört man am lauten Flügelschlag, bevor man das Spektakel am Himmel wahrnimmt. Fischadler zeigen sich auch regelmäßig, die im Unterschied zu den Thermikseglern ausdauernd große Wasserflächen im Schlagflug bewältigen. Hierbei unterstützt sie ihre große Flügelspannweite von bis zu 1,70 Meter. Ihr Zugverhalten ist somit viel breiter als bei den anderen, die sich auf enge Korridore beschränken. Nachbarn im Brutvogelgebiet überwintern meist in großer Entfernung voneinander und treffen sich erst im Sommer wieder.

Beim Birdrace Champions of the Flyway in Eilat feiern die Vogelbeobachter alles, was vorbeifliegt. Denn jede Art zählt. Dazu stehen die Teams vor dem Morgengrauen auf und beobachten bis zum Sonnenuntergang. Besonders ehrgeizige Teams rennen zwischen dem Auto und Beobachtungsorten, um möglichst viele Gebiete abzuarbeiten, andere ziehen ökologisch mit dem Fahrrad von Ort zu Ort. Denn Gewinnen ist in Eilat nicht alles, auch wenn jede und jeder alles gibt.

Für dieses Jahr haben sich 20 Teams angemeldet: von den «Women in Steppe» über «Birding Angola», den «ZEISS Bespolka Shrikes» und den zweimaligen Siegern «Zeiss Arctic Redpolls» mit den Finnen, die den Wettkampf traditionell sehr ernst nehmen, bis zu den ortsansässigen Schülerinnen und Schülern im Team «Palestine Sunbirds». Letztendlich geht es um die Freude an der gemeinsamen Vogelbeobachtung und darum, gemeinsam Spenden für den Vogelschutz zu sammeln.

WEITERE INFORMATIONEN

Spenden Sie hier um den Steppenadler zu retten.