Drei Tage, ein Fernglas, unzählige Herausforderungen – das ZEISS SFL 12×50 im ultimativen Praxistest

ZEISS stellte mir das neue SFL 12×50 für einen intensiven Praxistest zur Verfügung – und ich wollte nichts dem Zufall überlassen. Mein Ziel: herausfinden, wie sich das Glas in echten Extremsituationen schlägt. Ich überlegte mir ein Testprogramm, das jedes Detail der optischen und ergonomischen Performance auf die Probe stellt – vom Morgengrauen in den Bergen bis zur letzten Abendbeobachtung am Möwenschlafplatz.

Tag 1: Sonnenaufgang mit Birkhuhn und Schneehuhn

Noch vor dem ersten Licht marschierte ich mit 20 kg Fotoausrüstung am Rücken über 600 Höhenmeter hinauf zur Baumgrenze der Saualpe in Kärnten. Unter solchen Bedingungen zählt bei einem Fernglas um den Hals jedes Gramm, das man an Gewicht sparen kann. Mit seinen unglaublichen 870 Gramm ist das ZEISS SFL 12×50 ein absolutes Leichtgewicht in seiner Klasse – und hat meinen Aufstieg in keiner Weise zusätzlich erschwert. Ein riesiger Pluspunkt, wenn man die optischen Eigenschaften mit dem Gewicht in Relation setzt.

Bei der Birkhuhn-Balz zählt jede Minute – und jeder Lichtstrahl. Das SFL 12×50 lieferte hier eine beeindruckende Performance: Trotz der hohen Vergrößerung ist das Sehfeld überraschend groß, die Lichttransmission exzellent. Besonders auffällig: Der Sweet Spot ist breit, die Randschärfe überzeugend, und selbst bei schwierigem Seitenlicht kam es zu keinerlei störenden Reflexionen.

Ein echtes Highlight an diesem frostigen Morgen: Die Bedienbarkeit des Fokussierrings. Trotz dicker Handschuhe ließ sich die Schärfe schnell und präzise einstellen – ein entscheidender Vorteil, wenn es auf Geschwindigkeit ankommt und die Finger kaum Gefühl haben.

Beim späteren Scannen nach dem Alpenschneehuhn über weitläufige Almflächen spielte das Glas erneut seine Stärken voll aus. Die 12-fache Vergrößerung brachte genau das Plus an Reichweite, das man für diese Art der Vogelbeobachtung braucht. Trotz perfekter Tarnung der Vögel im Geröll zwischen den Schneefeldern konnte ich dank der brillanten Auflösung kleinste Bewegungen erkennen – und mehrere Individuen dieser faszinierenden Vogelart entdecken und fotografisch festhalten.

Tag 2: Greifvogelzug über dem Gailtal und Verstärkung durch Ernst Albegger

Am zweiten Tag schloss sich zu meiner Freude Ernst Albegger, Gründer des Club 300 Austria (https://www.club300.at), der SFL-Performance-Tour an. Ziel des Tages war es, Erfahrungen beim Dauereinsatz des ZEISS SFL 12×50 zu sammeln – und dabei zeigte sich, wie sehr das Glas auch einem erfahrenen Profi wie Ernst imponieren kann.

Der Greifvogelzug über die Karnischen Alpen im Gailtal bot ideale Bedingungen für einen echten Härtetest: stundenlange Himmelsbeobachtungen bei Sonne und Wolken, Thermik, Rücken- und Seitenlicht. Das SFL 12×50 glänzte erneut durch seine perfekte Balance und das geringe Gewicht – ein Punkt, den auch Ernst sofort hervorhob. Er war beeindruckt, wie ruhig das Bild trotz 12-facher Vergrößerung blieb und wie wenig Ermüdung sich selbst nach längerem Beobachten einstellte.

„Fast wie mit einem eingebauten Bildstabilisator“, meinte er schmunzelnd – und tatsächlich fühlte sich das minutenlange Verfolgen ziehender Greifvögel verblüffend stabil an. Der ergonomisch geformte Schwerpunkt des Glases machte sich hier besonders bezahlt. Egal ob bei Beobachtungen von Schlangen- oder Steinadler auf große Entfernung oder ein jagender Rotfußfalke in unmittelbarer Umgebung, das SFL 12×50 überzeugte uns beide bei diesem Anwendungsszenario.

Etwas, das wir an diesem Tag ebenfalls feststellten: Das hitzebedingte Flimmern in der Thermik ist mit der 12-fachen Vergrößerung nur minimal stärker wahrnehmbar als bei einem Glas mit 10-facher Vergrößerung. Es beeinträchtigte die Beobachtung aber keineswegs – im Gegenteil, das Plus an Reichweite und Detailgewinn machte diesen Effekt mehr als wett.

Tag 3: Vom Steinbruch zum Wasservogelparadies – Vielseitigkeitstest

Der letzte Tag stellte die Vielseitigkeit des SFL 12×50 nochmals auf die Probe. Zunächst besuchten wir einen sonnendurchfluteten Steinbruch, in dem Hornottern nahezu unsichtbar zwischen Geröll verborgen lagen. Dank der außergewöhnlich kurzen Naheinstellgrenze von nur 1,8 Metern konnten wir die Tiere überhaupt erst entdecken – und anschließend jedes Detail dieser faszinierenden Schlangen mit der brillanten Schärfe und Farbtreue des SFL 12×50 eindrucksvoll studieren.

Anschließend verbrachten wir entspannte Stunden in einem Wasservogelschutzgebiet. Im warmen Abendlicht entfaltete sich die Farbenpracht von Rallenreihern und Brandgänsen in eindrucksvoller Intensität. Die hohe Lichttransmission des SFL 12×50 sorgte für strahlende Farben und satte Kontraste. Besonders eindrucksvoll war die Beobachtung eines singenden Schilfrohrsängers: Selbst die feinsten Strukturen seines Gefieders ließen sich beim Balzgesang in jeder Nuance erkennen – ein Paradebeispiel für optische Brillanz.

Zum Abschluss des Tages kontrollierten wir noch bei Einbruch der Dunkelheit den Möwenschlafplatz auf seltene Möwen und waren begeistert von der erstaunlichen Dämmerungsleistung des Glases. Selbst bei schwindendem Licht blieb das Bild klar, kontrastreich und erstaunlich detailreich.

Fazit: Eine neue Referenz in der 12×50 Klasse

Das ZEISS SFL 12×50 hat in drei intensiven Tagen bewiesen, dass es weit mehr ist als ein weiteres Fernglas mit hoher Vergrößerung. Es ist ein durchdachtes, leichtes, brillantes Werkzeug für Ornithologen, Birdwatcher und Naturbeobachter mit höchsten Ansprüchen. Für mich persönlich – und auch für Ernst – ist klar: Das SFL 12×50 ist eine echte Bereicherung im Feld und hat das Potenzial, neue Maßstäbe in der 12×50-Klasse zu setzen.

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