Die Bilanz des diesjährigen DDA-Birdraces, der Feier der Vogelartenvielfalt, ist beeindruckend wie jedes Jahr. Mehr als 2.600 Personen nahmen in 900 Teams teil und sahen über den Tag verteilt 320 verschiedene Arten. Insgesamt kamen über 52.000 Euro an Spenden für das Online-Portal www.ornitho.de zusammen. Mehr und mehr Leuten ist die umweltfreundliche Teilnahme wichtig und so waren gut die Hälfte mit dem Fahrrad unterwegs. Auch der Frauenanteil ist erfreulich hoch und erreichte dieses Jahr mehr als ein Drittel. Die Carl Zeiss Sports Optics unterstützt die Veranstaltung des Dachverbands Deutscher Avifaunisten seit vielen Jahren. Unter allen Teilnehmenden wird ein ZEISS Victory SF 10×42 als Hauptpreis verlost.
DDA und ZEISS – ein gutes Team
ZEISS unterstützt den DDA und das Birdrace seit vielen Jahren. Dieses Jahr gab es eine Besonderheit: Das Team „Fink und Zeis(s)ig“ mit Mitarbeitern des DDA war mit dem Fahrrad über 80 km im Kreis Gifhorn und der Stadt Wolfsburg unterwegs. Unterstützt wurde das Team von ZEISS mit drei Euro pro Art. Am Ende eines langen Tages von drei Uhr morgens bis kurz vor Mitternacht entdeckte das Team 129 Arten. Dank weiterer Spenden aus dem persönlichen Umfeld kamen die „Zeis(s)ige“ insgesamt auf 1.096,50 Euro und damit auf Rang 8 in der Spendenwertung. Der von den Witterungsbedingungen perfekte Tag begann mit einem echten Highlight: Mehrere der nachtaktiven Ziegenmelker „schnurrten“ in einem Heidegebiet, darüber hinweg flogen balzende Waldschnepfen, und als Gartenrotschwanz und Heidelerche in der Dämmerung einstimmten, war die kurze Nacht schlagartig vergessen. Motiviert durch den herrlichen Start ging es weiter durch Wälder und strukturreiche Dörfen hinein ins Große Moor bei Gifhorn, wo Pirole, balzende Bekassinen und Turteltaube für beste Laune sorgten. Mit Habicht, Fisch- und Seeadler innerhalb weniger Minuten halfen drei nicht unbedingt zu erwartende Greifvogelarten über das Mittagstief hinweg. Mit entsprechendem Schwung ging es zum Ilkerbruchsee, der zum Finale mit etwa 20 neuen Wasservogelarten jegliche Müdigkeit zum Abend hin verscheuchte. Den Schlusspunkt setzten balzende Schellenten, ein unverhoffter Eisvogel und eine noch weniger erwartete Sturmmöwe. So fehlten am Ende nur wenige Arten, die eigentlich fest eingeplant waren, wie Schwanzmeise oder Uferschwalbe. Letztere machten sich dieses Jahr allgemein rar – vermutlich durch Verzögerungen auf dem Zug. Letzteres galt auch für den Mauersegler: eine einzige Beobachtung gelang während es langen Tages.
Das Amateur-Team in der Ortenau
Aus Orni-Sicht ist der erste Samstag im Mai immer ein Highlight. Wer regelmäßig beobachtet, hat das ganze Jahr Freude daran. Aber am Tag des bundesweiten Birdraces teilt man das Vergnügen mit vielen anderen Wettbewerbsteilnehmerinnen und Wettbewerbsteilnehmer, die man innerhalb der 24 Stunden in den Gebieten trifft. Zudem spielt der sportliche Ehrgeiz an dem Tag eine andere Rolle als sonst. Das Amateur-Team aus der Ortenau war letztes Jahr mit Erstteilnehmenden das erste Mal in Freiburg, im Breisgau und am Kaiserstuhl angetreten. Nachdem wir als Team feststellen mussten, dass in der Region mehr Menschen als Vogelarten unterwegs waren, hatten wir uns dieses Jahr für die Ortenau mit ihren einzigartigen Naturschutzgebieten entschieden.
Am Abend vorher feierten wir noch nach dem 90er Jahre Motto der Naturschutzjugend „Statt Atomkraftwerken und Raketen lieber geile Orni-Feten“. Danach schliefen die zwei Teilnehmer aus Freiburg in ihren VW-Bussen am Waldrand und morgens um fünf Uhr ging es dann per Fahrrad los.
Einzigartiges Naturschutzgebiet
Im Siedlungsgebiet sahen wir noch die typischen Singvögel, dann radelten wir los zum Naturschutzgebiet „Unterwassermatten“, einem Natur- und Vogelschutzgebiet, in dem der Große Brachvogel einen geschützten Raum erhält. Durch die Naturschutzmaßnahmen dort finden auch viele andere Vogelarten perfekte Bedingungen vor: Kiebitz, Goldammer, Schwarzmilanen, Neuntöter, Turmfalken, Goldammer, Grauschnäpper und Wacholderdrossel versammelten sich auf der extensiv genutzten Pferdewiese – abgesehen von Kämpfen im Flug zwischen den Schwarzmilanen und einer Saatkrähe gab es ein friedliches Nebeneinanderher. Normalerweise hatte ich in dem Gebiet immer Schwarzkehlchen entdeckt. Dieses Mal zeigte sich jedoch keines. Auf dem Weg zum Rhein entdeckten wir dann noch die Teichrohrsänger in den Schilfgebieten.
Alle Wege führen nach Goldscheuer
Nördlich von Goldscheuer in Marlen gibt es große Wasserflächen an den Altarmen des Rheins, die die gesamte Artenwelt der Wasservögel von Haubentauchern, Kolbenenten, verschiedenen Möwenarten, Kormoran bis zur Rostgans anlockt. Hier waren wir im Glück und kamen langsam an die 42 Arten heran. Auf dem Weg zurück zum Europäischen Forum am Rhein stießen wir dann auf eine große Gruppe Kanadagänse mit ihrem Nachwuchs, denen wir mehr als suspekt waren. Daher warteten wir lange, bis alle Küken in Sicherheit auf der anderen Seite waren, bevor wir uns ihnen näherten.
Auf dem Weg zum Europäischen Forum ließ sich dann noch kurz ein Eisvogel blicken, die dort häufig vorkommen. Das Europäische Forum ist ein Treffpunkt für Franzosen und Deutsche, bestellt wird in einer sprachlichen Kombination aus Deutsch und Französisch. Dort trafen wir dann auch das Profi-Birdrace-Team aus der Ortenau, die wir schon in Unterwassermatten entdeckt hatten.
Nach einer Stärkung und mehreren Sichtungen am Rhein ging es dann wieder über Goldscheuer durch den Wald Richtung Offenburg. Egal, wie wir fuhren, landeten wir immer wieder in Goldscheuer und machten unnötige Kilometer.
Nach 39 Kilometer mit dem Fahrrad zurück in Offenburg lief ich gerade warm und wollte bis zu 75 Arten weitermachen. Mein Team jedoch war am Ende und meinte, 50 Arten seien ausreichend für unser Team „Aperol Spatz“. Zumindest ließen sie sich noch auf einen kurzen Abstecher auf den alten Friedhof und an den Fluss überreden, wo wir noch die fehlenden typischen Singvögel sowie eine Wasseramsel sahen und so zumindest auf 55 Arten kamen.
Unterschiedliche Ansätze
Zwar war ich die jüngste Teilnehmerin im Team, dennoch wohl die mit dem klassischsten Ansatz. Die beiden anderen vertrauten häufig auf ihre Vogelstimmenerkennungs-Apps. Ich muss einen Vogel durchs Fernglas gesehen und eindeutig bestimmt oder zumindest die Stimmen selbst eindeutig zugeordnet haben. Für mich schließen sich Freude an der Vogelbeobachtung und Wettkampfgeist nicht aus. Die anderen beiden wollten in erster Linie Spaß haben. Den hatten wir in jedem Fall alle gemeinsam – insbesondere bei den Sichtungen in Unterwassermatten. Im Ergebnis bedeutete dies jedoch eine Platzierung auf Platz 673. Im nächsten Jahr werde ich wohl mit dem Küken ein Familien-Team starten, da sie den Wettkampfgeist teilt und nicht unter 80 Arten schlapp macht. Dass diese gut zu erreichen sind, bewies das Profi-Team aus der Ortenau, die auf 87 Arten kamen. Ein Fest, das den Spaß an der Vogelbeobachtung und die Bedeutung des Vogelschutzes hervorhebt, was ja das eigentliche Ziel ist, war es in jedem Fall wie jedes Jahr wieder. Und die Aufmerksamkeit für www.ornitho.de gab es zudem. Meine beiden Mitstreiter habe ich überzeugt, künftig mehr auf Ornitho zu vertrauen und durchs Fernglas zu schauen, statt nur auf ihre Vogelstimmen-Apps zu hören.