Als weiterführenden Beitrag zum Remote Pair Testing möchte ich auf das Remote Mob Testing eingehen. In vielen Unternehmen arbeiten die Mitarbeiter an verschiedenen Standorten verteilt, auch innerhalb der Projektteams. Um nicht auf die Benefits des Mob Testings verzichten zu müssen, kann man Gebrauch von der verteilten Variante machen.
Zuallererst ist es wichtig, den Ansatz des Mob Testings zu verstehen. Hierbei handelt es sich um eine kollaborative und explorative Methode. Diese kann bspw. genutzt werden, um das Testwissen in den Teams zu verteilen oder mit dem Team gemeinsam zu automatisieren oder neue Technologien einzusetzen.
Die Rollen beim Mob Testing
Das Mob Testing besitzt vier verschiedene Rollen:
- Der Driver ist für die Umsetzung der Testideen verantwortlich. Er befolgt die Angaben des Navigators und darf sich dabei nicht in die Testidee einmischen.
- Der Navigator hingegen ist die Person, welche die Testidee hat und die Ansagen hierzu macht. Er erklärt dem Driver, wie und vor allem warum er die Idee umsetzen soll.
- Die Mob Mitglieder beobachten das Geschehen und helfen dem Navigator dabei, die Ideen zu entwickeln. Ebenso können sie Fragen stellen.
- Der Facilitator steuert die Zeit, rotiert als einzige Rolle nicht, notiert sich Anmerkungen und Auffälligkeiten und ist Moderator und Schiedsrichter. So ist er dafür verantwortlich, dass unnötige Diskussionen unterbunden und hilfreiche Konversationen gefördert werden.
Die Rollen Driver, Navigator und Mob Mitglied rotieren regelmäßig, z. B. wenn eine Testidee umgesetzt wurde oder alternativ nach einigen Minuten. Gemäß der Literatur ist für eine zeitlich indizierte Rotation eine Standardrotationszeit von 4 Minuten vorgesehen. Diese kann allerdings je nach Belieben angepasst werden. Ziel ist es, den aktuellen Navigator nicht mitten in der Testidee zu unterbrechen. Für das Remote Mob Testing gibt es ebenfalls Angaben, die besagen, dass die Remotedurchführung besser funktioniert, wenn die Zeit auf 10 Minuten angesetzt wird. Das soll zu weniger unpassenden Unterbrechungen führen.
Die Rollen beim Mob Testing
Für den Remote-Ansatz empfiehlt sich ebenfalls eine kleinere Gruppe. Eine geeignete Größe umfasst ca. vier bis sechs Personen, so dass es nicht unübersichtlich wird und die Konversation noch sinnvoll stattfinden kann. Die Dauer kann auf 1,5 Stunden angesetzt werden.
Um das Ganze sinnvoll remote durchführen zu können, sollte man sich erst einmal ein geeignetes Kommunikationstool auswählen. Gut funktionieren an dieser Stelle z. B. MS Teams oder Skype. Dabei gibt es unterschiedliche Umsetzungsmöglichkeiten für die Durchführung der Rotation und die daraus folgende Umsetzung durch den Driver.
Beispiele aus der Praxis
Im Folgenden werde ich zwei Ansätze vorstellen, die für mich gut funktioniert haben. Bereits in der Vorbereitung ist es für eine geregelte Rotation ratsam, eine Reihenfolge für den Wechsel festzulegen. Hierfür kann man die Teilnehmer durchnummerieren.
Der 1. Ansatz: Übergabe der Maussteuerung
Hierbei teilt der Facilitator seinen Bildschirm und der Driver fordert dann die Maussteuerung an. Diese wird weitergegeben, sobald ein neuer Driver an der Reihe ist. Dieser Ansatz ist gut geeignet, wenn man an einem Testobjekt arbeitet, welches für ein sinnvolles Weiterarbeiten den Zustand des letzten Drivers benötigt. Zudem ist dies auch mein persönlicher Lieblingsansatz, weil er unkompliziert und schnell funktioniert
Der 2. Ansatz: Übergabe der Bildschirmübertragung
Bei diesem Ansatz teilt jeder Driver seinen Bildschirm, sobald er an der Reihe ist. Dieses Vorgehen eignet sich jedoch nur, wenn am Testobjekt weitere Ideen durchgeführt werden können und zwar unabhängig vom zuvor durchgeführten Test. Denn der letzte Stand des vorherigen Drivers ist auf der neuen Bildschirmübertragung nicht mehr vorhanden. Eine weitere Möglichkeit für diesen Ansatz ist es, einen Zugriff auf das Objekt durch mehrere Personen einzurichten – also z. B. einen User für alle Beteiligten.
Fazit
Bereits das Mob Testing selbst lässt sich einfach anwenden und ist, wie das Pair Testing auch, eine sehr leichtgewichtige Testmethode. Genauso sind die beiden Ansätze (Änderung der Maussteuerung vs. Bildschirmübertragung), die ich in diesem Beitrag vorgestellt habe, unkompliziert und einfach in der Umsetzung. Beide Varianten haben gut funktioniert und ermöglichen das verteilte Zusammenarbeiten.
Für den häufigeren Gebrauch und bspw. das gemeinsame Entwickeln von automatisierten Tests stehen zudem einige Tools zur Verfügung. Will man aber das Testobjekt explorativ erkunden und schnell und unkompliziert verteilt Testen, eignen sich dafür die beiden vorgestellten Varianten sehr gut.