Die ursprünglich aus der ISO 9000 hervorgegangene ISO 25000 beschreibt die Qualität innerhalb der Softwareentwicklung. Hierbei ist für Softwareentwicklerinnen und Softwareentwickler insbesondere die ISO 25010 von Interesse, welche typische Qualitätsmerkmale von Softwareprodukten abbildet. Innerhalb der ZEISS Digital Innovation ist dieser Standard von besonderem Interesse, da er sich nicht nur auf die Produkte unserer Kunden, sondern auch auf unsere internen Abläufe auswirkt. Gerade in Verbindung mit den regelmäßig durchgeführten Health Checks stellt der Standard eine wichtige Richtschnur dar, weil er definiert auf welche Eigenschaften von Software besonderes Augenmerk gelegt werden sollte. Nach über zehn Jahren ist es nun so weit, dass dieser so wichtige Standard überarbeitet wird. Dieser Artikel behandelt die zu erwartenden Änderungen.
Die ISO 25010
Der Standard ISO 25010 wurde im Jahr 2011 abgesegnet und ersetzte damit den bis zu diesem Zeitpunkt geltenden Standard 9126. Er definiert acht Haupteigenschaften von Software, die sich in weitere Untereigenschaften aufteilen.
Eine weithin bekannte Eigenschaft ist zum Beispiel die Usability, zu Deutsch auch Benutzbarkeit. Mit ihr wird beschrieben, inwiefern die Software ihre Nutzer bei der Umsetzung von deren Arbeitsabläufen unterstützt. Wichtige Unterkategorien sind dabei zum einen, wie leicht die Software zu erlernen ist, zum anderen aber auch inwiefern sie die Nutzer vor Eingabefehlern schützt. Außerdem relevant ist der Umgang der Software mit möglichen Bedienungseinschränkungen, im Sinne von Seh- und Hörbeeinträchtigungen der Nutzer.
Dank der detaillierten Beschreibung des Standards ist es damit unterschiedlichen Projektbeteiligten wie Softwarearchitekten, Softwaretestern oder Produkt Ownern möglich, entsprechende Qualitätseigenschaften zu priorisieren sowie diese mit entsprechenden Anforderungsbeschreibungen zu versehen.
Änderungen am Standard?
ISO-Standards unterliegen einem Reviewprozess, durch den sie aller fünf Jahre auf ihre Aktualität geprüft werden. Für die ISO 25010 geschah dies in den Jahren 2016 und 2021. Bei der letzten Prüfung wurden verschiedene Änderungspotentiale offensichtlich. Beispielsweise findet sich bisher die Eigenschaft der Skalierbarkeit nicht im Standard, obwohl sie ausschlaggebend dafür ist, ob eine Applikation tatsächlich in der Cloud oder On-Premise umgesetzt werden sollte. Auch die Frage, ob die Software als Monolith oder in Form von Micro-Services umgesetzt werden sollte, ist maßgeblich von der notwendigen Skalierbarkeit abhängig.
Änderungswünsche wie diese konnten von den Standardisierungseinheiten bis zum 15. November 2022 vorgeschlagen werden, wodurch nun ein Vorschlag vorliegt, über den in den nächsten drei Monaten abgestimmt wird. Folgt die 2. Edition auch weiterhin dem üblichen Prozess, ist damit zu rechnen, dass die neue Edition etwa Mitte 2023 als bindend gilt und breitflächig veröffentlicht wird. Aber welche Änderungen sind konkret zu erwarten?
Mögliche ISO 25010 – 2. Edition
Bezogen auf die Usability ergeben sich einige Änderungen, so haben sich Astethics und Accessbility in User Engagement, User Assistance und Self-Descriptiveness gewandelt. Damit wurden die zuvor vorhandenen Beschreibungen im Grunde nur näher erläutert bzw. deutlicher getrennt.
Eine weitere Änderung ergibt sich für die Portabilität. Sie wandelt sich in Flexibilität, was ihrem eigentlichen Charakter auch viel näherkommt und sie deutlicher von der Kompatibilität unterscheidet. Unter der Flexibilität findet sich dann auch die schon länger vermisste Skalierbarkeit.
Die größte Änderung betrifft eine neue Eigenschaft, die bisher noch gar nicht betrachtet wurde. Hierbei handelt es sich um Safety. Mit Safety ist dabei die Betriebssicherheit gemeint. Ihre Einführung als wichtiges Qualitätsmerkmal spiegelt daher auch die deutliche Verbreitung von Software im Kontext der Hardware wider. Denn nicht zuletzt steuert Software in vielen Fällen auch Hardware und kann daher auch in der realen Welt zu Schäden an Mensch und Material führen.
Fazit
Änderungen an Standards sind zu einem gewissen Teil auch immer etwas kritisch, da der Standard damit etwas weniger gut zu verstehen ist. So ist beispielsweise damit zu rechnen, dass in der Übergangszeit, durch die Namensgleichheit der verschiedenen Editionen, zunächst etwas Verwirrung entlang der verschiedenen Begriffe herrschen wird. Andererseits sind die Änderungen nachvollziehbar und sinnvoll. Inwiefern es überhaupt zu den Änderungen kommt, steht darüber hinaus auch noch nicht ganz fest, da die Abstimmung über jene Änderungen aktuell noch nicht abgeschlossen ist.